Vor über 80 Jahren hat Johann Berghofer ein Farbengeschäft in der Altstadt von Schwaz in Tirol erworben. 30 Jahre später übernahm sein Sohn Günther Berghofer das Unternehmen und baute ein Werk auf der grünen Wiese am Stadtrand von Schwaz. Damit war der Grundstein für die Entwicklung von ADLER zum führenden österreichischen Hersteller von Lacken, Farben und Holzschutzmitteln gelegt. 1992 trat mit Andrea und Claudia Berghofer schließlich die dritte Generation in das Familienunternehmen ein. Claudia Berghofer leitet die Unternehmenskommunikation und Andrea Berghofer ist seit 1999 Geschäftsführerin bei ADLER.

 

Andrea Berghofer stand uns für ein spannendes Unternehmensinterview zur Verfügung und berichtet über die zentralen Unternehmenswerte, unternehmerisches Handeln, Visionen, Herausforderungen, ihre Mitarbeiterphilosophie und gibt Einblicke in ihren Werdegang und ihre Persönlichkeit.

ADLER-Lacke ist ein alteingesessenes Tiroler Familienunternehmen und Österreichs führender Hersteller von Lacken, Farben und Holzschutzmitteln. Was sind Ihre zentralen Unternehmenswerte? 
Andrea Berghofer: Als traditionelles, eigentümergeführtes Familienunternehmen gelten für uns die Werte und Maßstäbe, die wir uns selbst setzen. Kundenorientierung, Innovationsgeist, Qualitätsbewusstsein und Nachhaltigkeit sind die Bausteine unseres Erfolgs.

Auch die traditionellen mittelständischen Werte wie Beständigkeit, Ehrlichkeit, Vertrauen und Pflichtbewusstsein im Sinne des Gemeinwohls werden in unserem Familienunternehmen bewusst gelebt. Dabei ist und bleibt der Mensch Mittelpunkt unseres Unternehmens. "Mitarbeiten, Mitdenken, Mitwissen und Mitverantworten" heißt es in unserem Leitbild. Das sind die Grundsäulen unserer gelebten Mitarbeiterphilosophie. Wir nennen uns auch „ADLER-Familie“.
 

Was macht Sie erfolgreich und warum?
A. Berghofer: Wir setzen auf Qualitätsprodukte, die technologisch auf dem höchsten Stand sind. Unser Credo lautet: Saubere Arbeit, saubere Umwelt. Zwei Drittel der rund 10.000 Artikel werden auf wasserverdünnbarer Basis hergestellt. Innovation und Forschung spielen dabei eine wichtige Rolle. Rund 110 der 620 ADLER-Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind im Bereich Innovation und Forschung beschäftigt. 

Ein weiterer Eckpfeiler unseres Erfolgs ist ein klares Bekenntnis zum Standort Österreich, zum Bundesland Tirol und somit zur Unternehmenszentrale und ihren Wurzeln in Schwaz bei gleichzeitiger kontinuierlicher Internationalisierung. Rund zwei Drittel der Produktion werden exportiert.

Großes Industriegelände, nebenbei viel Grünfläche.
Die Firmenzentrale des führenden österreichischen Herstellers von Lacken, Farben und Holzschutzmitteln befindet sich in Schwaz in Tirol.

Wie bleibt man in einer globalisierten Welt wettbewerbsfähig?
A. Berghofer: Indem wir unsere Zukunft gestalten und nicht verwalten. Strategisches Denken und unternehmerisches Handeln mit Visionen bestimmen unsere Wettbewerbsfähigkeit. Wir sind gefordert, unser Tun ständig zu überdenken, unsere Geschäftsmodelle und Geschäftsfelder anzupassen, innovative Prozesse zu entwickeln, ineffiziente Prozesse zu optimieren und neue Technologien einzuführen.

Welche Herausforderungen kommen in den nächsten Jahren auf ADLER zu?
A. Berghofer: Abgesehen vom starken Wettbewerb müssen wir uns den Herausforderungen der Digitalisierung, aber auch des Facharbeitermangels stellen. Die Geschwindigkeit, in der sich die Welt verändert, wird immer höher. Dies erfordert einen aufmerksamen Geist, Energie und Tatkraft, um mit ihr Schritt zu halten. Wir sehen diesen Aufgaben mit Spannung entgegen und werden in jedem Fall unsere Mitarbeiter entsprechend einbinden.

Wie gewinnen Sie neue Kunden? 
A. Berghofer: Unser Anspruch ist es, den besten Kundenservice vor Ort durch unseren Verkaufsaußendienst als auch durch Anwender- und Servicetechniker zu bieten. Das spricht sich natürlich herum. Die Nähe zum Kunden gewährleisten wir durch Servicestützpunkte und Vertriebsgesellschaften, wo wir ein breites Produktsortiment höchster Qualität zu marktgerechten Preisen für Gewerbe, Industrie und Handel anbieten.

Unser Anliegen ist es, ADLER als attraktive Arbeitgebermarke zu positionieren. Es gilt das Motto „finden – gewinnen – entwickeln – binden

Und wie finden Sie gute Mitarbeiter?
A. Berghofer: Unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bieten wir einen sicheren und interessanten Arbeitsplatz mit einer leistungsgerechten Entlohnung auf der Grundlage von partnerschaftlichem Miteinander, Respekt und Wertschätzung.

Unser Anliegen ist es, ADLER als attraktive Arbeitgebermarke zu positionieren. Das erreichen wir, indem wir Schüler und Studenten an FHs, Hochschulen und Universitäten speziell im chemischen und anwendungstechnischen Bereich fördern und Schülerprojekte, Diplomarbeiten und Dissertationen betreuen. Erst kürzlich haben wir eine Stiftungsprofessur mit der Universität Innsbruck initiiert.

Daneben geht es auch darum, bestehenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. Dabei helfen Leitbilder und ein gutes Betriebsklima. Es gilt das Motto „finden – gewinnen – entwickeln – binden“.

Was bedeutet es für Sie, in dritter Generation ein Familienunternehmen zu leiten? Und was machen Sie anders als Ihre Vorfahren? 
A. Berghofer: Ein Familienunternehmen ist Erbe und Auftrag zugleich. Es ist eine Verpflichtung und eine große Verantwortung. Ich konnte das Unternehmen von meinem Vater übernehmen, der mit dem Mut zu großen Visionen, mit kluger Planung und unternehmerischem Geschick ADLER zum führenden österreichischen Lackhersteller geformt hat. Für mich war und ist es wichtig, das Unternehmen erfolgreich in die neuen Zeiten zu führen und für künftige Herausforderungen gerüstet zu sein.

Anders als meine Vorfahren habe ich mich dabei verstärkt auf die Erschließung neuer Märkte im Ausland und die Internationalisierung unseres Unternehmens fokussiert.

Welche Eigenschaften haben Sie dorthin gebracht, wo Sie heute stehen? Was zeichnet Sie besonders aus? 
A. Berghofer: Eigenschaften, die mich am meisten beschreiben, sind Disziplin, Konsequenz, Genauigkeit, Hartnäckigkeit und Durchhaltevermögen. Ich habe eine „Vision“ – eine langfristige Vorstellung von der Gestaltung unseres Unternehmens. Dabei handle ich auch schnell, um Probleme zu lösen und lasse auf Worte Taten folgen. Dorthin gebracht, wo wir heute stehen, hat mich aber auch ein starkes Team hinter mir sowie motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für unsere Unternehmensphilosophie und unsere Visionen einstehen.

Wie gelingt der Spagat zwischen Familie und Job?
A. Berghofer: Durch eine gute Organisation, einen großen Rückhalt in der Familie und ein gutes Netzwerk. Meine Eltern sind Vorbild und Rückhalt gleichermaßen, mit meinem Ehemann habe ich einen verlässlichen und verständnisvollen Partner an meiner Seite und meine Schwester Claudia, die ebenfalls im Unternehmen arbeitet, ist mir beruflich und privat eine wichtige Stütze.

Zwei Damen stehen nebeneinander an einem Holzpult und lachen einander freundlich an. Beide haben kurze, braune Haare und tragen eine Brille. Eine Frau ist mit einem hellblauen Blazer gekleidet, die andere trägt einen beigefarbenen Blazer.
Mit Claudia (Leitung Unternehmenskommunikation) und Andrea (Geschäftsführung) Berghofer trat die dritte Generation in das Familienunternehmen ADLER ein.

Welche Ziele und Pläne haben Sie? Was möchten Sie noch im Leben erreichen?
A. Berghofer: Zu meinen Zielen gehört es, auch weiterhin auf organisches Wachstum zu setzen. Die Errichtung der modernsten Wasserlackfabrik Europas sowie die Inbetriebnahme unseres innovativen Logistikzentrums mit vollautomatischem Hochregallager waren Meilensteine in der Unternehmensgeschichte – Investitionen in die nächsten Generationen. In einem weiteren Ausbauschritt werden wir in Schwaz eine hochmoderne und effiziente Rohstofflogistik errichten.

Gibt es einen Ratschlag eines Vorbildes/Mentors, den Sie heute noch beherzigen?
A. Berghofer: Zu meinen Vorbildern gehören mein Vater, meine Großmutter und mein Großvater, die alle mit Leidenschaft, Herzblut und mit unternehmerischem Geschick unser Familienunternehmen geführt und erfolgreich gemacht haben. Einen Ratschlag, den sie mir dabei mit auf den Weg gegeben haben, war: „Das Gemeinsame vor das Trennende zu stellen.“

Ein Mann und eine Frau stehen auf der Bühne. Die Frau steht an einem Pult mit Mikrofon und hält Moderationskarten in der Hand, sie blickt in die Moderationskarten. Der Mann lächelt und hält freudig eine Auszeichnung in den Händen.
Günther Berghofer hat die Entwicklung der Lackindustrie in Österreich nachhaltig geprägt. Im November 2018 wurde er für seine 65-jährige Tätigkeit im Unternehmen geehrt. Mit 15 Jahren begann er als Lehrling im elterlichen Betrieb, vertiefte seine Fachkenntnisse an einer Fachhochschule und übernahm nach dem plötzlichen Tod seines Vaters mit nur 26 Jahren die Unternehmensleitung.

Ihr Firmenslogan lautet „In unseren Adern fließt Farbe“.  Was ist Ihre Lieblingsfarbe?
A. Berghofer: Meine Lieblingsfarbe ist Orange. Die Farbe Orange strahlt Wärme und Gemütlichkeit auf mich aus. Wenn ich durch einen Herbstwald spazieren gehe, lässt mich das Farbspiel aus verschiedenen Orange- und Rottönen staunen und fördert neue kreative Ideen und Vorhaben in mir. Auch Blau- und Türkistöne mag ich sehr gerne. Mit Blautönen verbinde ich Entspannung, Stille, Ruhe und Gelassenheit.

Was bedeutet Geld für Sie? Wie legen Sie Ihr Erspartes an?
A. Berghofer: Die Bedeutung, der ich Geld zumesse, sind die Möglichkeiten, die damit verbunden sind. Geld wird in unserem Unternehmen dafür genützt, in unseren Betrieb und in unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu investieren. Privat lebt die ganze Unternehmensfamilie aber sparsam.

Die private Geldanlage gestalte ich, wenn überhaupt – entgegen meiner Funktion als Geschäftsführerin, wo ich unternehmerisches Wagnis im Sinne einer Weiterentwicklung nicht scheue – konservativ und risikoscheu. 


Vielen Dank für das interessante Interview!

Interviewführung: Eva-Maria Weidl 
Redaktion: Sarah Eibl

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